Woher kommen plötzlich die
Erdbeermarmelade und das Nutella-Glas auf dem Tisch? Seit wann haben wir
Aufback-Brötchen?? Was machen die Spätzle im Schrank?! Und wer hat die
Milka-Schokolade mitgebracht??? – Klarer Fall: Besuch aus Deutschland!
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| Osterfrühstück mit Tom und Tobis Familie |
Für zwei bis drei Wochen hatten
wir in Kisii volles Haus mit Verwandten und Freunden von Anna, Tobi und mir.
Wir mussten sogar einen Besuchsplan aufstellen, damit wir mit unserer
Matratzenanzahl auskamen! Schließlich standen die Osterferien bzw.
Semesterferien an, eine perfekte Gelegenheit für Berufstätige, Schüler und
Studenten, einen kleinen Urlaub in Ostafrika zu verbringen ;).
Ich bekam Besuch von meiner
Schwester Clarissa und Tom, einem Freund aus Jena. Wir waren zu dritt zwei
Wochen in Kenia unterwegs und Tom ist sogar noch eine Woche länger geblieben.
Wie oft hatte ich mir den Moment
ausgemalt, wie es sein würde, am Flughafen von Nairobi zu warten, dann
irgendwann das Gesicht von meiner Schwester in der Menge ausmachen zu können
und sie unter Freudentränen endlich in die Arme schließen zu können! Ganz so
filmreif wurde die Begrüßung dann leider doch nicht… Ich hatte mir in den Tagen
zuvor eine Grippe eingefangen, sodass ich den Tag vorher bei unserer
Via-Koordinatorin Salome im Gästebett verbrachte, um mich auszukurieren.
Clarissa wurde dann mit dem Taxi vom Flughafen abgeholt und als es
sonntagmorgens an der Tür klingelte und ich schlaftrunken aus dem Bett
torkelte, konnte ich gar nicht glauben, dass dort plötzlich meine Schwester vor
mir stand. Ganz ehrlich, die ersten paar Stunden fühlte ich mich wie im Film!
Kenia und meine Schwester – die zwei Realitäten passten bis dahin irgendwie
nicht zusammen. Umso schöner war es, dass ich die beiden endlich vereinen
konnte! Es war wirklich unglaublich wertvoll, mein Leben hier in Kenia mit
jemandem von „zu Hause“ teilen zu können. Selbst wenn ich immer eifrig
versuche, meinen Blog zu schreiben, kommt es letztendlich doch nicht an die
Realität hier vor Ort heran. Irgendwo hört dann das auf, was man mit Worten
beschreiben kann, und es beginnt etwas, das man einfach erleben muss, um es wirklich zu verstehen…
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| Erste gemeinsame Matatu-Fahrt :) |
Obwohl Clarissa quasi schon zwei
Tage und zwei Nächte Reise mit bedenklich wenig Schlaf hinter sich hatte – um es
kurz zu machen: ihr Flug wurde spontan verschoben – und ich gerade erst wieder
auf die Beine gekommen war, wollten wir natürlich den Tag nutzen und Nairobi
unsicher machen…
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| Die Nairobi-Skyline |
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| Im Riesenrad über Nairobi |
Einen Tag später kam dann auch
Tom dazu und damit war unsere kleine Reisetruppe vollständig. Nach dem ewigen
Hin und Her, weil Toms Fluggesellschaft ein paar Wochen vorher den Flug
gestrichen hatte, freute ich mich sehr, dass letzten Endes doch zum Glück alles
geklappt hat und die beiden in Kenia gelandet waren! Salome bot uns netterweise
an, für die Tage in Nairobi bei ihr unterzukommen. Als Dankeschön hatte Tom ein
Päckchen Pumpernickel inklusive Nussnougatcreme aus Deutschland mitgebracht, um
ihr zu zeigen, was „richtiges deutsches Brot“ ist ;). In Kenia gibt es nämlich
nur Toast und von Brotaufstrichen brauche ich gar nicht erst anzufangen… Da
vermisst man doch die deutsche Frühstückskultur! Obwohl ich nicht weiß, wie ich
nach einem Jahr von täglich frischer Avocado-Creme wieder runterkommen soll…
Wir verbrachten noch einen Tag in Nairobi, bevor wir uns auf den Weg in unser
kleines Backpacker-Abenteuer machten.
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| Auf dem KICC-Tower |
Das Abenteuer begann mit einem
Tag voller Matatu-Fahrten und ich glaube für jemanden, der das noch nicht
kennt, ist das schon Abenteuer genug! Man muss sich auf jeden Fall von
jeglichen deutschen Vorstellungen von „Reisekomfort“ verabschieden und dann
kann es – zumindest für die ersten paar Stunden – relativ witzig sein.
Allerdings war es ziemlich
anstrengend, mit dem ganzen Gepäck (unter anderem mehrere Reiserucksäcke und
Taschen und Zelt) in Nakuru umzusteigen, essen zu gehen und Proviant
einzukaufen. Aber ich wollte versuchen, das Budget für den Urlaub
studentengerecht zu halten und da war ein privater Fahrer nun mal nicht mit
drin. Außerdem hatte ich so das Gefühl, immerhin weniger touristisch reisen zu
können. Der Nachteil, den das mit sich brachte, war, dass Matatus ja erst
fahren, wenn sie voll sind. Dadurch hatten wir so lange Wartezeiten, dass wir
abends in der Dunkelheit noch im Matatu saßen, auf einer Landstraße, die uns in
irgendein Kaff namens Marigat bringen sollte, in dessen Nähe sich ein
Nationalpark namens Lake Bogoria Reserve befand, der inzwischen eigentlich
schon geschlossen hatte. Das war ein bisschen spannend, weil wir nicht wussten,
wo wir übernachten sollten, und die Leute in Marigat uns eine Lodge für 120
Dollar pro Person andrehen wollten, was auch nicht unbedingt studentengerecht
war. Zum Glück hatte ich aber die Nummer von den Guards im Nationalpark, die so
lieb waren, für uns aufzuschließen, sodass wir am Eingang zelten konnten. Ich
hatte mir schon einige Szenarien ausgemalt, wie der Tag hätte enden können,
aber nicht, dass wir es doch noch schafften, am Lagerfeuerchen zu Abend zu
essen und unterm Sternenhimmel zu zelten.

Mein Reiseführer hatte uns übrigens
von „einer Nacht voller wunderbarer afrikanischer Geräusche“ im Nationalpark
vorgeschwärmt. Neben Grillen und Fröschen war der Zeltplatz allerdings auch von
Ziegen und Kühen behaust, sodass das afrikanischste Geräusch wohl ein
lautstarkes „MUH!“ war, das uns mitten in der Nacht weckte, als eine Kuh vor
unserem Zelt stand. So viel dazu.
Der nächste Tag begann mit einem
Sonnenaufgang am Lake Bogoria und hätte wohl nicht schöner beginnen können.
Danach wurden wir mit einem Auto
durch den Nationalpark gefahren, was aufgrund der großen Distanzen und der
knallenden Sonne trotz Toms Naturverbundenheit auch nicht anders möglich
gewesen wäre. Lake Bogoria Reserve ist ja ein eher kleiner und weniger
besuchter Nationalpark, aber inzwischen mein absoluter Geheimtipp. Die Szenerie
dort ist einfach einzigartig und wohl die schönste, die ich bisher in Kenia
gesehen habe. Mein Lieblingsmotiv war der Blick auf den großen, stillen See,
durch deren glänzende Oberfläche die Flamingos mit ihren dünnen Beinchen
staksten wie durch einen großen flüssigen Spiegel, und im Hintergrund zeichneten
sich die blassblauen Konturen der Berge vor dem strahlenden Himmel ab.
Eine weitere Besonderheit sind
die heißen Quellen, die aufgrund der vulkanischen Aktivität am Seeufer aus dem
Boden sprudeln. Da konnten wir uns passend zum Osterwochenende vollständig naturbetrieben ein paar Eier
kochen – mal was anderes!
Ein bisschen anstrengend ist es
ja schon, als mzungu-Gruppe durch Kenia zu reisen, weil man sofort als
Touristen entlarvt wird. An jeder Ecke muss man den Preis auf weniger als die
Hälfte herunterhandeln, um überhaupt etwas näher an den realistischen Wert
heranzukommen. Und wenn man irgendwo ist, wo man sich nicht auskennt, wird das
natürlich umso schwieriger. Einmal wurden wir sogar so offensichtlich
abgezockt, dass selbst mir der Geduldsfaden gerissen ist und ich so lange
Theater gemacht habe, bis wir das Geld zurück hatten. Man muss dazu sagen, dass
ich außerdem auch noch hungrig und müde war, was mein Aggressionspotenzial um
einiges steigert. Normalerweise nehme ich das etwas gelassener. Schließlich
kann man es den Mitarbeitern an der Matatu-Station ja nicht verdenken, dass sie
versuchen, aus der reichen und unwissenden mzungu-Truppe, die sie da vor sich
haben, das meiste herauszuholen. Immerhin verbrachten wirdeutschenStudenten
gerade einen Urlaub, den sich der Großteil der kenianischen Berufstätigen nicht
leisten könnte. Da gerät das Gerechtigkeitsgefühl schnell ins Kippen… Jedenfalls
war es dann für mich umso schöner, die beiden in Kisii herumführen zu können,
wo ich mich auskannte und zumindest in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mehr
war als nur ein Tourist oder nur der mzungu.
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| Touri-Tiiiiime im Maasai Mara |
Ein Highlight des Urlaubs war auf
jeden Fall die Fahrt mit Tobis Familie durch die Maasai Mara. Unser Freund Jeff
bot uns an, uns kostenlos zu fahren, was uns nochmal einige Kosten ersparte und
uns bei dem hohen Eintritts- und Übernachtungspreis nur gelegen kam.
Nationalparks sind nun mal auch für mzungu-Verhältnisse sehr teuer, aber sie
lohnen sich auf jeden Fall! Clarissa und Tom hatten das unfassbare Glück, in
nur einem Nationalpark alle Big Five, d.h. Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und
Nashorn, zu sehen!! Auch wenn wir Toms Naturverbundenheit wieder unterbinden
mussten, der in dem Gelände lieber wandern gegangen wäre anstatt sich das Ganze
aus dem Auto anzugucken. Da muss man der eigenen Sicherheit und dem Naturschutz
zuliebe doch ein bisschen zurückstecken…Maasai Mara ist eben nicht Thüringer Wald
;)!
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| Büffel in der Maasai Mara |
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| Straußen |
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| Giraffe... ja, ok, selbsterklärend ;) |
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| Leopard... nicht unbedingt ersichtlich ;) |
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| Gepard |
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| Gnus... Tobis Vater nach die "Hippies" der Savanne ;) |
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| ...und damit waren die Big Five vollständig :) |
Ostersonntag haben wir dann im
Nationalpark verbracht – auch mal was anderes! Für mich war die schönste
Überraschung, dass Tobi mir ein kleines Ostergeschenk mitgebracht hatte. Das
hat darüber hinweg getröstet, dass es diesmal keinen Lindt-Hasen gab. Unser
nachgeholtes Osterfrühstück in Kisii inklusive original bayrischem Osterzopf
von Tobis Vater hat es dann völlig rausgehauen! So haben wir nach unserer
deutsch-kenianischen Weihnachtsfeier auch die Osterfeier gut über die Bühne
gebracht :)!
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| Ostern in der Maasai Mara |
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| Sowas können auch nur Bayern :D! |
(Fortsetzung siehe "KTC: Ein Stück Heimat im neuen Zuhause - Teil 2")